Der Palazzo Farnese in einem Stich von Piranesi
Der für Kardinal Alessandro Farnese errichtete Palast wurde 1516/17 von Antonio da Sangallo dem Jüngeren begonnen. Es handelt sich um einen der bedeutendsten Paläste der Hochrenaissance, der den späteren römischen Palastbau, beispielsweise den Lateranpalast, maßgeblich beeinflußte. Nachdem Farnsese 1534 als Papst Paul III. gewählt wurde, erfuhr das Projekt eine Erweiterung.
War bei Bramantes Palazzo Caprini (und dessen Nachfolgebauten wie dem Palazzo Caffarelli Vidoni) die Unterscheidung von rustiziertem Sockgelgeschoß und einem einzigen piano nobile das Hauptmotiv, so ist an Sangallos Palazzo Farnese eine gänzlich andere Architektursprache vorzufinden: glatte Wandflächen in allen Geschossen, Beschränkung der Travertin-Rustika auf die Ecken und das Portal, Rechteckfenster auf Konsolen anstelle von Läden mit Mezzanin im Erdgeschoß, keine Separierung der Fensterachsen vermittels Säulen oder Pilastern, zwei durch kräftige Gesimse voneinander abgesetzte Obergeschosse. Während sich bei den Ädikulafenstern des piano nobile Dreiecksgiebel und Segmentgiebel abwechseln, kommen im zweiten Obergeschoß schmalere Rundbogenfenster mit Dreiecksgiebeln zum Einsatz. Die Säulen dieser Giebel ruhen auf Konsolen, im ersten Geschoß hingegen auf Sockeln.
Ab 1546 war Michelangelo an dem Bau beteiligt; auf ihn gehen eine Erhöhung des zweiten Geschosses, das massive Kranzgesims und die Veränderungen des zentralen Fensters über dem Portal zurück. Dieses von Pilastern eingefaßte Fenster mit einem von zwei zusätzlichen Säulen getragenen Architrav und Balkon ist von drei Wappen der Farnese bekrönt. Nachahmungen dieses Motivs des Palazzo Farnese sind auch in anderen Ländern anzutreffen, so beispielsweise am Münchner {{/muenchen/piosasque.html|Palais Piosasque}}.
Zwischen 1550 und 1557 war Jacopo Barozzi da Vignola als Architekt am Palazzo Farnese tätig. Auf ihn geht der aktuelle Zustand der Sala Grande zurück. Der Saal mit einer Tiefen von 14,30 Meter, einer Länge von 20,65m und einer Höhe von 14.50m nimmt das erste und das zweite Obergeschoß ein. Die Decke aus Zypressenholz entstand vor 1565; in der Mitte befindet sich das Wappen Ranuccio Farneses (sechs, von einem Kreuz bekrönte Lilien) in einem Jerusalemkreuz.
Nach dem Tode Vignolas 1573 oblag die Leitung über die Baustelle Giacomo dalla Porta. Im Gegensatz zur Fassade an der Piazza Farnese sind an der Gartenfront die mittleren drei Fensterachsen des zweiten Geschosses zu einer Loggia aufgelöst. Erst im Jahre 1589 wurde der Palazzo durch im Auftrag des Enkels Pauls III., ebenfalls Alessandro Farnese (1520-1589), vollendet.
Unter den Innenräumen ist die 1597-1604 von Annibale und Agostino Carracci für Kardinal Odoardo Farnese ausgemalte tonnengewölbte Galleria an der Gartenseite hervorzuheben.
Was die Entwicklung der Appartements in römischen Palästen des Barock angeht, ist die ab 1540-41 im Rahmen des Umbaus entwickelte Raumfolge des Palazzo Farnese von Bedeutung. Nach Frommel wurde der Palast an der Südosteceke zur Piazza Farnese begonnen. Ein erstes, kompaktes Appartement einschließlich eines Treppenhauses nahm die östlichen fünf Fensterachsen ein. Nachdem die Farnese durch die Wahl Pauls III. sozial aufgestiegen waren, wurden die Räume zur Piazza vergrößert. Vom nach Süden verlegten Treppenhaus gelangt man in den großen Salone, welcher die gesamten fünf Fensterachsen des vormaligen Appartements einnimmt, dann in einen salotto dipinto, schließlich in ein Vorzimmer mit Kapelle und endlich in das Audienzzimmer. Diese Disposition ist nicht nur von dem päpstlichen Palast, sondern hat zeigt auch einen entsprechenden Anspruch, wenn auch die im vorliegenden Bau residierenden Farnese lediglich die Ränge eines Duca bekleideten.
Nach dem Aussterben der Farnese ging der Palazzo an das Haus Bourbon über. Der französische Staat mietete seit 1874 den Palast als Botschaft an. Seit 1936 ist er Eigentum des italienischen Staates und für 99 Jahre an Frankreich vermietet.
Cherubini, Laura Caterina: Restauri in Palazzo Farnese a Roma, in: Frommel, Christoph Luitpold (ed.): Vignola e i Farnese, Roma 2003, pp. 60-72